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"Glauben Sie mir, es wäre mir wohler gewesen, wie sagt man, immer im Trend zu liegen, aber irgendwie ist mir immer wieder der Zeitgeist dazwischengekommen."
Dieter Meichsner

Über Dieter Meichsner
 


Jobst Plog am 14. 2. 1988:
„Professionalität, Kreativität, Anspruch und Qualität, Neugier und Liberalität, Ecken und Kanten, ein unbeugsamer Rücken. Manchmal fürchte ich, dass Leute wie Meichsner keine Nachfolger haben.“

dpa zum 75. Geburtstag:
„Das deutsche Fernsehspiel wäre ohne ihn in seiner heutigen Form kaum denkbar.“

Die Welt, 1991:
„Stets stand er mit dem gängigen Zeitgeist auf Kriegsfuß. Als es in den deutschen Wohnzimmern noch ordentlich muffte, hob er an, zum Aufklärer der Nation zu werden („weil Erkenntnis Befreiung bedeutet“). Und heute, wo nicht nur Yuppies den Hedonismus entdecken, wo Medienkritiker gern das Kino zum Ort raumhafter Transzendenz verklären, bleibt er ein leidenschaftlicher Verfechter bodenständiger Tele-Vision: „Fernsehspiel sollte gesättigt sein von Realität, die den Zuschauer umfängt, während er es betrachtet.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1988:
„Meichsner möchte den Zuschauer belehren, ohne ihn zu lähmen. Und er will Wirklichkeit kommentieren, nicht kopieren.

Die Welt, 1967:
„Voreingenommenheit, Indoktrination sind ihm ein Greuel. Ebenso Unwissenheit. Es verdrießt ihn, wenn Schreibende ein Milieu schildern, ohne sich die Mühe genommen haben, es augenzeugengenau kennen zu lernen. Herkunft, Arbeitswelt müssen stimmen bis zum Fachjargon, bis zur Dialektfärbung, sonst stimmen die Probleme, die Verwicklungen, die Seelenereignisse nicht.

Münchner Abendzeitung , 1967:
„Spätestens seit dem „Preis der Freiheit“ (Regie: Egon Monk) stand fest, dass Meichsner die seltene Gabe hat, mit geradezu wissenschaftlicher Akribie, ohne Vorbehalte, ohne Vorurteile seine Objekte zu erforsche, sie zu begreifen und zu fixieren, um sie hernach detailgewiss einzubringen in eine neue Kunst-Wirklichkeit, in der sich Dokumentationswert und Erfindungsgabe scheinbar mühelos ineinenanderfügen.

Der Spiegel , 1988: „Ein grüblerischer Außenseiter.“

Rheinischer Merkur , 1987: „Ein Grenzgänger des Mediums! Ein großer dazu!“

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Berliner Zeitung, 1993:
„Ein worcaholic ist Meichsner immer gewesen. In seiner NDR-Ära wurden Fernsehspiele produziert, die zu den Klassikern des Genres gehören.“

Die Welt , 1988

Als im Jahre 1970 eine Hamburger Jury dem Fernsehmenschen Dieter Meichsner den Alexander-Zinn-Preis verlieh, sah der Geehrte darin die Belohnung für den Versuch, „Menschenmassen sozusagen auf den literarischen Geschmack zu bringen; das heißt, ihnen auch endlich von dem Überfluss, den bisher nur relativ wenige hatten, mit vollen Händen abzugeben.“ Dieser Verpflichtung ist er stets treu geblieben, auch wenn er Zeit seines Lebens eigentlich nur so zu wählen hatte zwischen den Beschimpfungen – einmal als „Roter“, einmal als „Reaktionär“. Warum dies? Er war immer ein Mann von Skrupel, Skepsis, Kritik und Zweifel. Oder, wie er es metaphorisch ausdrückte, es war seine Ungeduld, „sobald man nur die Frontpartie von etwas sieht, unbedingt auch deren Kehrseite ausfindig machen zu müssen.

Laudatioanlässlich der Auszeichnung mit der besonderen Ehrung des Grimme-Preises, 1993:
„Der Zusammenhang von Literatur und Fernsehen ist in der Bundesrepublik lange Zeit aus dem Blick geraten. Dem Schreiben von Drehbüchern wurde nicht jener zentrale Wert beigemessen, der ihm bei der Film- und Fernsehproduktion zukommt; Literaturverfilmungen galten unter Verfechtern eines unausgereiften Geniekults als Aneignungen mit dem Ruch der Zweitrangigkeit.

Aber die Zeiten haben sich geändert, das klassische Erzählhandwerk, mit dem Gesellschaft und Historie durchforstet und gespiegelt werden können, steht plötzlich wieder hoch im Kurs. Und da taucht unweigerlich der Name eines Mannes auf, dessen Arbeit dem Ziel galt, „den riesigen Graben, der in Deutschland zwischen Literatur und Unterhaltung klafft, eines Tages zu überbrücken“: Dieter Meichsner.

Man hat ihn eine Mehrfachbegabung genannt, er schrieb Hörspiele, Romane, Theaterstücke, machte sich noch vor seinem dreißigsten Lebensjahr einen Namen als vehementer Beobachter der verqueren deutsch-deutschen Verhältnisse, war Autor legendärer Fernsehspiele, leitete schließlich ein Vierteljahrhundert lang die Fernsehspiel-Abteilung des Norddeutschen Rundfunks, ohne jemals davon abzulassen, selbst Geschichten zu erfinden und zu erzählen. Aber solche formalen Felder und Stationen sagen wenig über die ungeheure Substanz, die scharfe Präzision der Produktionen, mit denen Dieter Meichsner die Geschichte des Fernsehfilms bereichert hat. Wer heute Stücke wie „Nachruf auf Jürgen Trahnke“ oder „Alma Mater“ noch einmal sieht, mag kaum glauben, dass sie in den 60er Jahren produziert wurden. Obwohl beide Filme ein sehr konkretes, zeitgenössisches Thema behandeln – die politischen Zustände an der Freien Universität Berlin – sind sie ganz präsent, tragen kein Verfallsdatum. Und sie müssen gerade denjenigen fesseln, der sich mit ihrer politischen Aussage nicht anfreunden möchte.

Für Meichsner, so hat der Medienkritiker Egon Netenjakob geschrieben, sei es „die wichtigste demokratische Tugend, zu widersprechen“. Dafür steht Meichsners Biographie selbst (...) Er hat es immer wieder fertig gebracht, ein unzeitgemäßer Zeitgenosse zu sein: der eigentliche Wert seiner Arbeiten erschloss sich erst mit einigem Abstand.

Unter seiner Ägide konnten sich junge Regisseure wie Wolfgang Petersen und Dieter Wedel entfalten, und sie haben von seinem Beharren auf dem Primat von filmischem Handwerk und Schauspielerführung ungemein profitiert – dass in einen Kriminalfilm, einen „Tatort“, ebensoviel Aufmerksamkeit und Professionalität zu investieren waren wie in die Fontane-Verfilmungen, stand beim NDR-Fernsehspiel außer Frage.

Mit der Reihe „Schwarz-Rot-Gold“ um den populären Zollfahnder Zaluskowski hat Meichsner das sperrige Sujet der Wirtschaftskriminalität einem großen Publikum vermittelt, nicht, weil er sich der Illusion hingegeben hätte, dass im Fernsehen Details komplizierter Transaktionen zu beschreiben seien, sondern indem er darauf beharrte, dass gerade dieses Unterhaltungsmedium zur Reflexion gesellschaftlicher Dunkelfelder anregen könnte.

Kantige und autonome Persönlichkeiten wie Dieter Meichsner sind dem Medium Fernsehen bedrohlich abhanden gekommen. Ohne sie wird eine lebendige und vielfältige Film- und Fernsehkultur in Deutschland aber nicht zu erhalten sein. Auch wenn der deutsche Volkshochschul-Verband eine urdemokrastisdcvhe Institution ist und keine monarchischen Absichten hegt, ist er doch stolz darauf, mit Dieter Meichsner einen König des Fernsehfilms ehren zu dürfen.

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Manfred Delling, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 1991:
„Als Hörspiel- und Romanautor hatte er sich in den fünfziger Jahren mit den „Studenten von Berlin“ einen Namen gemacht; als Fernsehspielautor mit aufstörenden Fiktionen wie „Besuch aus der Zone“, „Novemberverbrecher“, „Alma Mater“, „Kennen Sie Georg Linke?“ oder der furiosen Redeschlacht „Bergpredigt“ schrieb er Fernsehgeschichte von jener Art, die heute Geschichte ist. Es war einmal. Das für eine glückliche Zeit wahrgewordene Märchen von einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der noch höhere Ziele hatte als Gefälligkeiten und Einschaltquoten...Wie viele originäre Fernsehspiele oder Bearbeitungen er geschrieben hat (und eines, „Der große Tag der Berta Laube“, hat er selbst inszeniert) weiß er auf Anhieb selber nicht genau. 30? Mit welcher Zuneigung auch konnte er bei gegebenen Anlässen von gediegenen Filmen sprechen, die bei ihm entstanden waren. Nicht zufällig ist er einer der wenigen theoriefähigen Praktiker seiner Zunft.

Die letzte Säulenfigur des alten NDR. Am 1. Juni geht der gute Mann, 63jährig, in Pension, ein wenig vorzeitig also. Das 25. Jahr im Sender wollte er wohl nicht mehr schaffen. Adieu und vielen Dank für die Aufschwünge im Programm. Und für alle Illusionen.

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